Ich erinnere mich noch gut an meine Jugendzeit in der DDR. Meinungsvielfalt war im Sozialismus kein Thema. Sie war nicht erwünscht. Vielmehr gab es zu fast allen Dingen eine „offizielle“ Meinung, die vom Staat propagiert und von den Menschen übernommen, geglaubt und vertreten werden sollte. Es wurde alles dafür getan, um die Menschen im Sinne der sozialistischen Ideologie zu guten Staatsbürgern zu erziehen. „Rotlichbestrahlung“ nannten wir das. Wer sich dem widersetzte, mit einer anderen Meinung aus der einheitlichen Reihe ausbrach und diese auch noch öffentlich vertrat, bekam Schwierigkeiten. Es brauchte daher Mut, es dennoch zu tun.
Vieles erinnert mich heute in zunehmendem Maße an damals. Auf dem Papier leben wir in einer Demokratie, die eigentlich von unterschiedlichen Meinungen und der Toleranz gegenüber anderen Ansichten gekennzeichnet ist. Praktisch erleben wir Anderes. Wehe dem, der eine abweichende Meinung zu der öffentlich verkündeten Mehrheitsmeinung vertritt, sich dem herrschenden Zeitgeist nicht anschließt und sich ihm sogar noch entgegenstellt. Der erlebt die Intoleranz der selbst ernannten „Toleranten“. Je nach Thema wird er pauschal als Klimaleugner, Rechtsradikaler oder Verschwörungstheoretiker gebrandmarkt, ausgegrenzt und angefeindet. Er wird zum „Aussätzigen“ erklärt und mit Gesprächsverweigerung bestraft. Auch viele Journalisten haben sich dieser Entwicklung mittlerweile gebeugt. Sie berichten nicht mehr objektiv und meinungsoffen, damit nicht sie selbst in den Hinterzimmern der Redaktionen und ihre Artikel in den Archiven der Verlage verschwinden.
Leider macht diese Entwicklung auch um die Kirchen keinen Bogen. Wer sich der bunten „Gott liebt und akzeptiert alles – Theologie“ nicht anschließt, der wird als intoleranter Fundamentalist und ewig Gestriger bezeichnet, der mit seinen primitiven Ansichten den neuesten Erkenntnissen im Wege steht. Wer als Prediger nach dem Vorbild von Jesus Sünde klar beim Namen nennt und auch die tödlichen Konsequenzen erwähnt, der wird als angeblich liebloser und diskriminierender Hassprediger mit diktaturtypischem Predigtverbot belegt und aus der Kirche eliminiert. Der Zeitgeist regiert. Meinungen werden ihm angepasst. Menschen lassen sich von ihm treiben und mitreißen.
Über Gottes Kinder wird dagegen etwas ganz Anderes in der Bibel gesagt: „Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.“ (Röm.8,14) Es ist demnach ein entscheidendes Merkmal der durch den Heiligen Geist wiedergeborenen Christen, sich von diesem unveränderlichen Geist der Wahrheit leiten, führen und antreiben zu lassen. Die eigene Meinung dagegen dem veränderlichen Geist der Zeit anzupassen, ist das Merkmal der Kinder dieser Welt.
Für Christen kann daher nur die Devise sein: Heiliger Geist statt Zeitgeist. So wie in meiner Jugend braucht es zunehmend auch heute wieder den Mut, sich nicht dem in der Welt herrschenden Zeitgeist zu beugen und der Mehrheitsmeinung anzuschließen, sondern sich zu Jesus als dem einzigen Weg zu Gott, zur Bibel als dem gültigem Wort Gottes und zu einem liebevollen und Jesus gemäßen Ja zum Sünder und einem entschiedenen Nein zur Sünde zu bekennen. Motiviert und ermutigt werden wir Christen durch unseren Herrn. Jesus hat uns gesagt: „Wer sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen“ (Mt.10,32). Was für eine wunderbare Zusage. Wir werden nicht umsonst für unseren Herrn und sein Wort eintreten. Deshalb: Auch, wenn sie uns beschimpfen, ausgrenzen und anfeinden: Mutig voran! Für Jesus. Mit Jesus.
Guntram Wurst